Freitag, 17. Februar 2012

Ein Ja zum Nein


„Hast du Hunger?“, fragte L. betrübt. Betrübt von der langen Diskussion mit mir.
„Nein.“, erwiderte ich traurig. „Wirklich nicht?“, wiederholte sie während sie vor mich hin und her  schlenderte und hob die Stimme, so als stecke Hoffnung in ihrer Frage. „Weil wenn du Hunger hättest, könnte ich etwas machen. Etwas zum Essen. Für dich. Etwas, was ich gut machen kann.“ Sie schaute mir erwartungsvoll ins Gesicht. „Wirklich?“, flüsterte ich mit einem versöhnungsreichen Lächeln. „Pfannkuchen!“, rief sie und rannte erfreut in die Küche.
Eine lange Diskussion, welche erneut an einem Nachmittag mit L. geführt worden war. Eine langatmige Diskussion, welche diesmal anders als sonst endete. Diesmal hatte ich keine Lust, ihr zu erklären, wie spannend ich L. fand. Wie wichtig mir ihr Anliegen ist. Wie wichtig es für mich ist, sie nicht unter Druck zu setzen und ihr Freiheiten zu lassen. Freiheiten bezüglich des Lernweges. Freiheiten bezüglich der Entscheidung, welche der ausgewählten Aufgaben zu bearbeiten seien. Fast schon verhielt ich mich bis dahin wie ein Taxifahrer, der den Kunden zwar irgendwo hinfährt, aber der Kunde entscheidet sich, wo es lang gehen soll. Der Taxifahrer hilft nur, dahin zu gelangen, wo der Kunde gelangen möchte. Aber dafür muss der Kunde auch wissen, wohin er möchte.
Bei L. hatte ich an diesem Tag das Gefühl, dass sie sich nicht mehr ganz sicher war, was sie denn wollte. Wohin sie denn möchte. So lehnte ich jegliche Erklärungen diesbezüglich ab. So kam es, dass sie wütend aus dem Zimmer ging. Samt ihren Schulsachen.
Eine Weile saß ich im Wohnzimmer, und hoffte, dass sie zurück kommt. Ich hörte vom Wohnzimmer aus, wie sie ihre Wut zeigte. Ein kleines Lächeln zeigte sich auf meinem Antlitz. Ich war beruhigt, dass L. ihre Wut zeigen kann. Beruhigt, auch, dass sie aus dem Zimmer raus rennen kann. Wenn es ihr zu viel wird. Dass sie schimpfen kann. Dass sie auch mal „Nein!“ sagen kann. Und irgendwie doch weiß, was sie möchte.
Es existieren viele 8, 9 – ja auch 12, 13, 15-jährige, die nicht „Nein!“ sagen können. Die meinen, sich immer lehrerkonform verhalten zu müssen. Gesellschaftskonform kann man das auch nennen. „So wie es sich halt gehört“, rieten viele hier und da. „Wenn man sich so verhält, wie es sich gehört, dann wird man gemocht!“  bekommen viele in den Kopf eingetrichtert. 
Das kann dazu führen, dass man mal nicht wütend aus dem Zimmer rennen kann, wenn der Unterricht Einem zu viel wird.
Aber es kann auch dazu führen, dass man in einem Zimmer mit Einem im sexuellen Denken reiferen, gefühlt Älteren auf einem Sofa liegt und macht was das Gegenüber ausspricht. Ausspricht bezüglich seinen Bedürfnissen. Ausspricht bezüglich seinen triebhaften Wünschen.
So steht es nun außer Frage, dass Kinder, die „Nein!“ sagen können und den Anschein bringen, zu wissen, was sie wollen, gelobt werden müssen.
Möge Allah unseren Kindern diese Situation der Bedrängnis nicht zeigen. Möge unsere Kinder dieses „Nein, ich will das nicht!“ nie sagen müssen.
Ameen.


[e17. Februar 2012]

Donnerstag, 16. Februar 2012

Schauspiel der Verlorenen.

Mitgerissen ins Feuer
scheint die Welt ohne Reuer.
Ermüdete qualvolle Uhren,
die bald aufhören wird zu surren.

Verlorene Zeit zu mächtig
macht das Leid so heftig.
Wegrennen – wie lange noch?
Nirgendshin als in ein großes Loch.

Ungläubigkeit umarmt die Menge
Lassen sich verführen der Gesänge.
Bleiben in der tiefen Schlucht liegen,
wo die Wahrheit bleibt verschwiegen.

Verwahrloste Gesichter,
gehen unter im Gelächter.
Täuschen kühne Erhabenheit,
hinter versteckter Verlorenheit.

Wie weit der Blick reicht,
so sehr das Düstere weicht
zur Seite von der belasteten Seele  -

zu erweitern die bedrängende Schmäle.


[e 11. Februar 2009]

Donnerstag, 2. Februar 2012

Auszug aus: Jenseits des Violetten...

...

Es ist die Nacht, die spricht,
es ist der Himmel, dessen Erscheinungen
die Verschiedensten sind,
wenn es dämmert.
Es ist die Stille, die ´was sagt.

...
Bis
man hinguckt und erkennt -
Das im Weiten, in der fernen Nähe,
Jenseits des Violetten
liegende.

[e17. Juli]

Über

Mein Bild
Schwäbische Alb, Baden-Württemberg, Germany
undhiertrifftmanaufundnocheinentropfen aus dem ozean. einen tropfen guter ernte. einen tropfen für das löschen des feuers. einen tropfen wahrheit. einen tropfen hoffung. einen tropfen klarheit.