Donnerstag, 5. Juli 2012

diesmal geht es um den Nathan den Weisen...



1.   Kurz zum Inhalt...
In dem fünftaktigen Drama „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing geht es um das Nutzen der menschlichen Vernunft und um Toleranz gegenüber anderen Religionen. Im Mittelpunkt steht der weise Nathan, ein jüdischer Kaufmann. Dieser lebt im Jerusalem der dritten Kreuzzugszeit und wird, als einerseits ein Templer seine christliche Ziehtochter Recha aus dem brennenden Haus rettet und andererseits Sultan Saladin ihn um Darlehen angeht, in Ereignisse verwickelt, die in eine multi-religiöse Familienzusammenführung münden. Nathan selbst leistet einen großen Beitrag zur Familienzusammenführung von seiner christlichen Adoptivtochter Recha, Saladin, dem muslimischen Sultan und dem judenfeindlichen Tempelherrn.
Den Höhepunkt bildet die Ringparabel, die im dritten Akt vorkommt und die Gleichberechtigung der drei monotheistischen Religionen betont.
2.   Mögliche Deutung...[1]
Gotthold Ephraim Lessing, der 1729 in Kamenz geboren wurde, gilt als einer der bedeutendsten Aufklärer Deutschlands. Er setzte sich besonders für religiöse Toleranz ein, weshalb er auch die sogenannten „Fragmente eines Unbekannten“ veröffentlichte, an welchen sich ein heftiger Streit entzündete.
In diesem Streit war der Hauptpastor Goeze sein erbittertster Gegner und griff ihn heftig an. Anfänglich antwortete Lessing mit Streitschriften, um Goeze zu widerlegen und seine eigenen Ansichten zu verbreiten, doch als ihn der Kurfürst zu Sachsen der Zensur unterwarf, musste Lessing einen anderen Weg finden seine Überzeugungen zu verteidigen.
Durch das 1779 erschienene dramatische Gedicht „Nathan der Weise“ nutzt Lessing nun das Theater als „Verkündungsort“ zur Darlegung seiner Überzeugung.[2]
Anderweitig wird „Nathan der Weise“ als „ein Schauspiel der vollendeten Humanität“[3] bezeichnet. Als Haupthandlung wird die Ringparabel[4] hervorgehoben. Diese Ringparabel wird so gedeutet, dass  sie „die natürliche Religion der Humanität in der Lehre bekräftigt, daß gute Taten fortdauernd gute Taten erzeugen.“[5] Religion der Humanität wird als menschliche Vernunft interpretiert. Sie verlangt die Loslösung von dem dogmatischen Festhalten an Lehren, die sich widersprechen. Genau das verlange das aufklärerische Werk Lessings. [6]
3.   Wichtige Aspekte des Textes
„Nathan der Weise“ verkörpert Toleranz gegenüber anderen Religionen. Die Ringparabel untermauert den Versuch Lessings, die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam unter einen Hut zu bringen und alle als wertvoll darzustellen, alle als „tolerierenswert“ darzustellen.
Auch der Schauplatz des Geschehens, Jerusalem, unterstützt dieses Verlangen, die verschiedenen Religionen zu berücksichtigen: In  Jerusalem treffen alle drei Weltreligionen aufeinander und empfinden ihn als heiligen Pilgerort.   
Genauso wird die Weisheit Nathans betont. Es heißt nicht „Nathan der Menschliche“, „Nathan der Jude“, oder „Nathan der Gläubige“ – Es heißt „Nathan der Weise“, wobei weis für aufgeklärt stehen kann. Nur ein aufgeklärter Mensch, der seine menschliche Vernunft verwendet, kann so tolerant, wie es Nathan ist, sein.

4.   Nathan der Weise - Ein Werk der Aufklärung (1720-1800)
Das Drama entstand im 18. Jahrhundert – ein Jahrhundert, in dem der Begriff „Aufklärung“ angekommen war. Dieser Begriff war der Name einer in Europa vorherrschenden geistigen Strömung. Die Richtlinie des Handelns und der Erkenntnis war nicht mehr die christlich geprägte Lehre, sondern die Vernunft. Diese stellt alle Autoritäten infrage und nutzt zur Kritik die Toleranz gegenüber anderen Meinungen und die Meinungsfreiheit.
Genau hier setzt das Werk Lessings „Nathan der Weise“ an. Das Drama transportiert aufklärerische Ideale von Vernunft und religiöser Toleranz, woran man erkennt, dass das Drama ein Werk der Epoche Aufklärung ist. 
5.   Meine Haltung.....
Toleranz – ein Begriff der oft propagiert, aber schwer umgesetzt wird. Als deutsche Muslimin mit türkischem Migrationshintergrund lebe ich in einer Welt, in der meine Werte, die nicht menschenrechtswidrig sind und selber zu Toleranz und Liebe postulieren, zum Teil toleriert werden, zum Teil falsch interpretiert und verpönt werden. Deshalb bekomme ich die Toleranz, von der oft gesprochen wird, wenig zu spüren.
So finde ich Werke wie „Nathan der Weise“ wichtig, denn sie verkörpern eine gewisse Meinungsfreiheit und rufen zu tolerantem Verhalten auf. Ich finde es wichtig, dass Schüler, Studenten, Lehrer oder Eltern etwas lernen, wenn sie mit Lessings Werk in Berührung kommen: Genauso wenig wie ich in kein Leben eingreifen können sollte - solange dieses Leben der Allgemeinheit und sich selbst nicht schadet - genau so sollte in mein Leben keiner aufgrund seiner Intoleranz eingreifen können – unter der Bedingung, dass ich Niemandem und mir nicht schade.
Schön, dass Lessing mit seinem Werk von vor etwa zwei Jahrhunderten, mich das zu spüren lässt, was ich heute oft nicht zu spüren bekomme: Toleranz.


 
[e WS 2010/2011 in Augsburg]

[1] Peter, von Düffel: Erläuterungen und Dokumente. Gotthold Ephraim Lessing. Nathan der Weise, Stuttgart 2006
[2] Vgl. Von Düffel: Nathan, S. 100f.
[3] Von Düffel: Nathan, S. 192.
[4] Die Ringparabel, die in dem Werk Lessings vorkommt ist nachzulesen unter: http://www.internetloge.de/arst/ringpa.htm
[5] Von Düffel: Nathan, S. 192.
[6] Vgl. von Düffel: Nathan, S. 192f.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Über das Schreiben


Wieso schreiben Menschen? Wieso schreiben wir? Wieso schreibe ich? Den Drang mehr als produzierten Wörter zu vermitteln und aus Leidenschaft zum Stift greifend die passenden Begriffe zu finden für das, was in uns brennt. Für das, was gesagt werden muss.
Von klein auf hatten wir das Bedürfnis zeitlos zu schreiben. Den Anspruch an uns selber, universell zu schreiben.
Man wartet, um zu schreiben. Wartet auf den richtigen Moment, wartet auf die aufzuschreiben Wert seiende Begebenheit, wartet auf die Muse, wartet auf einen Schreibauftrag. 

Und plötzlich ist der da, 

der Auftrag. 

Man könne was schreiben. Und plötzlich sind wir überfordert, zu schreiben.
Überfordert die zeitgemäße Kritik in Worte zu fassen – auf dem Papier. 

Das, was aus dem Munde tagtäglich fließt, findet somit einen Stopp. Kein Stopp im Denken – keineswegs. Aber ein Stopp im Verschriftlichen. 

So sucht man sich „große“ Denker, die es auch nicht zu schreiben vermochten. Man braucht ja eine Legitimation des plötzlichen NICHT-MEHR-Schreiben-Könnens.

Konnten wir es denn jemals? Wie viele Menschen erreichten wir denn? Für jede einzelne Person wäre ich dankbar. Ist es denn mindestens Eine? Das ist ungewiss. Gewiss ist jedoch, dass noch so viele zu erreichen sind, um an der Wahrheiten zu sensibilisieren.

Doch wie viel wissen wir selber von der uns offenbarten Wahrheit uns offenbarten Wahrheit_en? 

Wie viel meinen wir zu wissen?

Dazu bedarf es an einer langen ausgiebigen und aufrichtigen Selbststudiums.

Nur der Allwissende ist der Wissensgebende.

Uns bleibt die Hoffnung darauf, richtiges Wissen anzueignen dieses Wissen auf 'richtigem' Wege „vernützlichen“.

[e 22. Januar 2012]

[ü 31. August 2014]



Über

Mein Bild
Schwäbische Alb, Baden-Württemberg, Germany
undhiertrifftmanaufundnocheinentropfen aus dem ozean. einen tropfen guter ernte. einen tropfen für das löschen des feuers. einen tropfen wahrheit. einen tropfen hoffung. einen tropfen klarheit.