Wie dem auch sei.. Ich finde diese Gedanken während solch einem kurzen alltäglichen Akt seltsam. Das Gefühl des sich Beweisenmüssens. Das Gefühl, dass 'wir' - also unsere Eltern - doch Schuld waren, hier nicht angekommen sein zu fühlen. Das Gefühl, dass 'wir' - also meine Generation - jetzt viel tun muss und kann. Das, was Jahrzehnte lang nicht gemacht wurde. Andererseits weiß (!) ich, dass die bisherigen Generationen nichts dafür können. Was auch immer mit diesem 'dafür' gemeint ist...
Vielleicht ist das Ganze nur ein künstlich konstruiertes Problem und wir vergeuden zu viel Zeit mit diesem Gerede, das leer aussieht, aber doch wichtig ist.. 'Einfach wohlfühlen!', sag ich mir. 'Einfach mal wohlfühlen...', wünsch ich mir. Vielleicht liegt das mehr in uns'rer Hand.
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und von den comments:
Betül Dinc (12. April um 19:47):
"das Gefühl des sich Beweisenmüssens.." ja woran liegt das? liegt es vielleicht auch daran, dass jedesmal, wenn wir "Wir" (=die biodeutschen und wir quasideutschen) sagen wollten, wir zurechtgewiesen wurden? Und zwar von beiden lagern: viele Türken sehen es immernoch als Verrat an, wenn man sich zu Deutschland bekennt - quasi den deutschen Ort der Gerburt als Heimat ansieht. Und leider gibt es auch viele Biodeutsche, die sich freuen, dass Deine Generation so gut seine Sprache spricht: jetzt kann er dir endlich mitteilen, dass du nicht hierher gehörst, und er kann sich sicher sein, dass du auch jedes Wort verstehst... aber ich gebe dir recht, so viele Gedanken sollte man sich nicht machen. Irgendwann hat man genug reflektiert, irgendwann sollte man anfangen zu leben und sich nicht immer gedanken machen, ob man angekommen ist oder nicht...sonst wird man nicht glücklich und jeder von uns verdient das bisschen Glück auf dieser Welt, das bisschen Innere Ruhe.
Sima Gatea (13: April um 11:32):
Danke, dass du deine sehr wichtige und persönliche Gedanken mit uns teilst Elif! Nicht nur sehr schön geschrieben, aber unglaublich berührend. Das ist so eine Belastung, jedes mal den Eindruck zu haben, man müsste sich beweisen. Aber nach meine bisherige Erfahrunge, selbst als weiße, in diesem Land, kann ich deine ausgesprochene Dilemma komplett nachvollziehen. Die Integrationspolitik und "Integrationsbeweis" in diesem Land würde viel zu stark auf die Sprache gelegt. Es wird hier dringend eine Konzeptwechsel gebraucht, was "Deutschsein", "Identität", und "Heimat" angehen. Dies müssen viel mehr als Flexibel und offen für Entwicklung und Veränderung betrachtet werden. Good news steht aber - diese und Vergleichbaren Themen werden mehr und mehr in der Öffentlichkeit diskutiert und analysiert. Der Weg ist noch lang, aber die Bewegung hat schon angefangen!