Fahre im Regen. Im Gepäck: zu viele Gedanken. Um mich herum: Menschen des Lebens. Viele Smartphones. E-books. Gähnende Leere. Zu viel im Kopf.
Tausende Stimmen. Aus dem Leben.
Stimmen aus dem Leben.
Stimmen: "Aus dem Leben!".
Jeder hat seine Geschichte. Keiner will mehr reden. Andere sterben. Manche setzen sich ein. Die Mehrheit vegetiert vor sich hin. Straßenbahn mag auch nicht mehr. Gelächter. Keiner fragt, was los ist. Alle gucken. So wie auch im Makrokosmos. Wie im "echten" Leben.
Es passiert Krieg. Vermeintliche Pazifisten tun so, als gebe es diesen nicht.
Ent-täuscht bin ich. Der Täuschung nun ferner. Der Wahrheit näher.
Mein Berg an Optimismus zerfällt.
Wer will ihn mir aufbauen?
Ein "Amerikaner", der mir versichert, dass alles schlimmer wird?
Ein "Israeli", der sein Kind verlor und auf Rache beharrt?
Ein "Palästinenser", der keine Familie mehr hat und um Vergeltung fleht?
Ein "Deutscher", der mit Kollektivschuld und Geschichtsbewusstsein entgegnet und sein Schweigen legitimiert?
Ein "Türke", der seinen Glauben auch schon verpulvert hat?
Oder wollen ihn mir Menschen, die kein Respekt mehr miteinander haben, meinen Optimismus "wiederherstellen"? ... Ich befürchte, nein.
Das ist also das Leben. Eine Zeitspanne von etwa im Durchschnitt 80 Jahren, die damit vergehen, Leid und Unrecht zu ertragen und diesem zuteil zu werden.
Und die Geduld, als einziges Hilfsmittel, um das Leben auszuhalten. Hoffentlich nicht unzulänglich.