Montag, 21. Dezember 2015

papas regentropfen

In den augen regentropfen hatte er. Mein papa. Als er auf meiner examensfeier war. Diesmal waren es stolze regentropfen - trotzdem auf rotem hintergrund. 

Er, meine animone, nohmim und meine yeliz in der alten aula. Meine dozentinnen und dozenten und einige meiner professorinnen und professoren aus der geschichte dort versammelt, mit kommilitonInnen und ihren eltern. Es hatte was von der schulzeit. Stolze eltern, erleichterte kinder, grinsende „lehrerInnen“. Bin die jüngste meiner geschwister, ein nesthäckchen, wie man schnell asoziiert. Und ja. Dann, das studium abgeschlossen. Als ich mich fürs referendariat angemeldet hab (im juni 2014) wusste ich noch nicht, ob ich das examen packen werde. Seit der 10. - wenn nicht 9. klasse - wusste ich immer wieder nicht, ob ich die nächste hürde packen werde. Hab viel geweint. Und gedacht, ich sei dumm und könne das nicht schaffen. dann habe ichs aber.

Bei der anmeldung zum ref. im juni 2015 musste ich die geburtsurkunde einreichen. Darauf stehen auch die berufe meiner eltern zum zeitpunkt meiner geburt. Mama war einpackerin, papa war arbeitslos. Und nun wird die jüngste tochter, die damals wahrscheinlich ungewollt war – ich mein, wer will schon 5 kinder, ohne dass es als vorwurf gemeint ist – vor allem, wenn man viel arbeiten muss – lehrerin. Die erste mit akademischen abschluss. Irgendwie seltsam. Und doch dankbar, und nicht nur mein examen. 

Als typisches aufsteigergastarbeiterkind zeigt das, dass menschen wie meine eltern und menschen wie meine älteren geschwister sehr wohl das potenzial gehabt hätten, wenn die umstände es erlaubt hätten. Das zeigt mir auch, dass bildung eine sache für jeden sein kann und sein sollte… dass hilfe notwendig ist. 

Denn ohne die hilfe und den beistand vieler menschen in meinem leben, wäre ich nicht.

An mama. An papa. An animonem. An meine freundinnen und freunde. Nachbarinnen und nachbarn. Kommilitoninnen und kommilitonen. Nichten und neffen. Brüdern und schwestern. Tieren und pflanzen. Lehrerinnen und lehrern. Dozentinnen und dozenten. Professorinnen und professoren. Fachstudienberaterinnen und -beratern. Nichtfreundinnen und nichtfreunden. Menschen, die mich hintergangen haben. Menschen, die mich verlassen haben. Menschen, die ich verlassen habe. Luft und wasser. Stein und berge. Bäume und erde. Allen hiermit ein danke. Für das, dass ihr mich auszuhalten zu wissen oder nicht zu wissen konntet. Habet dank. 

Und ich wünsche mir, dass ich dieses gefühl, dass es jede und jeder schaffen könnte, auch weitergeben kann. Weitergeben an alle, die mich als lehrerin haben werden müssen. :)  …

PS: Rechtschreibfehlerinnen und -fehler haften für ihre Kinder. Âmen. 

Über

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Schwäbische Alb, Baden-Württemberg, Germany
undhiertrifftmanaufundnocheinentropfen aus dem ozean. einen tropfen guter ernte. einen tropfen für das löschen des feuers. einen tropfen wahrheit. einen tropfen hoffung. einen tropfen klarheit.