Aufruf zur Besinnung II –
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(Foto: nationalflaggen.de) |
Erneut verhindern einseitige
Berichterstattung oder diesmal eine schweigsame und aus Voreingenommnenheit
zurückhaltende Berichterstattung dringend die nötige und nüchterne Aufarbeitung
der Weltgeschehnisse wie das jüngste in Ägypten. Aber nur sie kann einem
Demokratisierungsprozess auch in Ländern wie Ägypten helfen. Wenn wir diesen
überhaupt möchten.
Wieder einmal steht die Welt vor Schwarz und Weiß. Es geht nun um
Ägypten, in welchem es einen Bürgerkrieg gibt. Mursi wurde gestürzt, Sisi und
das Militär übernahmen die Macht in Ägypten. Es sieht so aus, als wären alle,
die gegen den Militärputsch sind, für Mursi und damit pro Muslimbrüderschaft.
Genauso sieht es so aus, als wären alle Gegner der Muslimbrüderschaft und
Anhänger Sisis auch gleichzeitig pro Militärputsch. Hier gehen viele Begriffe
ineinander über, müssen aber über keinen kausalen Zusammenhang verfügen.
Wenn jemand gegen Mursi und die Muslimbrüder ist, dann ist sie das, weil
sie glaubt, dass das Terroristen sind, die nicht den Islam oder die Muslime im
Gesamten repräsentieren.
Wenn jemand anderer der Meinung ist, dass ein Militärputsch nicht dadurch
legitimiert werden kann, indem es umbenannt wird in Revolution plus Unterstützung
des ägyptischen Militärs, dann ist das, weil sie glaubt, dass das Militär nicht
innerhalb einer demokratisch gewählten Regierung zu regieren hat.
Dilemma des
Westen bei der Ägyptenfrage 2013
Genau vor diesem Dilemma sehe sich auch der „Westen“. Deswegen greift sie
weder ein, noch hält sie sich ganz zurück. Und das macht alle wütend und stellt
niemanden zufrieden.
Weder die Befürworter Mursis sind vom Verhalten des Westens zufrieden, weil
sie es nicht verstehen können, wie es sein kann, dass nicht eingegriffen wird
und kein Aufstand gemacht wird, wenn zunächst ein undemokratischer Putsch von
statten läuft und daraufhin Hunderte bis Tausende Zivilisten von Putschisten
getötet werden.
Noch die Befürworter Sisis können es verstehen, wenn der Westen die in
ihren Augen terroristischen Muslimbrüdern mit Waffen füttern.
Doch wenn das Massaker des ägyptischen Militärjuntas beschönigt wird, um die „moralische Berechtigung“ eines westlichen Angriffs auf den Islam zu behaupten, dann ist das nicht mehr gerechtfertigt.
Bei
einem Angriff auf „den“ Islam, sieht es punktuell
so aus, als wäre dieser Angriff zwar nicht unbedingt auf „den“ Islam und nur „auf
einen Teil der Muslime“ aber im Gesamten und im Nachhinein wird es so aussehen,
als wäre es eben schon auf „den“ Islam und „die“ Muslime. Das ist weder den eigenen
„westlichen“ Werten entsprechend, noch im Sinne derjenigen Muslime, für die
sich der Westen zu solidarisieren scheint.
Gott,
die höhere Gewalt oder der fehlbare Menschenverstand bewahre vor einer
Verteidigung von ungerechtem Handeln, wenn es nur aus dem Bestreben, die „eigene
Sache“ um zehn Ecken legitimieren zu wollen, resultiert.
Etwas
genauer: Bewahre mich Gott vor dem Verneinen des Militäreingriffs, wenn es nur
und nur deshalb ist, um eigentlich jeglichen Putschversuch der türkischen
Regierung zu kritisieren.
Erfolgreicher Putsch gegen
demokratisch gewählten Hitler wäre auch wünschenswert
Egal
ob in Ägypten, in der Türkei oder in Deutschland. Ich sehe es als Pflicht eines
jeden demokratischen Bürgers, sich gegen einen Militärputsch zu stellen. Vor
allem, weil wir schon lange keine Welt mehr sind, die sich bewusst ist, dass
ein Putsch zu Hitlers Zeiten sogar mehr als nur wünschenswert gewesen wäre.
Denn Hitler kam ebenso demokratisch an die Macht. Doch ich erwarte von uns
Menschen, die in einer Welt, die ich keineswegs für „besser“ als die Welt in
den 1930ern halte, dennoch eine Lehre aus den Geschehnissen der 30er Lehren
ziehen zu können. Wenn Hitler die Lücken
im Gesetz damals zu nutzen konnte, um letztendlich die alleinige macht über
alle zu erhalten und somit zum Diktator zu werden, dann muss das kein Mursi
können, dann muss das auch in der heutigen eben auch kein Erdogan können! So halte
ich es für allzu wichtig und auch überaus möglich, hierbei klaren Kopf zu
behalten und andere Mittel zu nutzen, als jeglichen Putsch zu unterstützen.
Demokratie in Äypten – unvereinbar?
Ungewollt?
Außer
man ist der Meinung, dass es an keiner Demokratie nötig ist, da diese Länder
wie Ägypten sowieso keine Demokratie zu leben möchten und wüssten. Aber dann
müsste man den Namen der ganzen Diskussion des Westens über den Osten ändern.
Dann ginge es nicht mehr darum, die Demokratie zu etablieren, sondern ein
anderes, vom „Westen“ anerkanntes System zu finden, dass der Osten zu
verwirklichen kann.
Friedenstaube Ohren
Gott/HG/Menschenverstand
bewahre uns vor bewusster oder unbewusster Parteiergreifung ungerechten Handelns.
Siege die Gerechtigkeit für alle. Siege das Wohl aller. Nicht nur der
Nichtmuslime. Aber auch nicht nur der Muslime. Sondern aller Bewohnerinnen und
Bewohner der Welt. Wie unsinnig ich diese Aufteilung überhaupt während ihrer
Verwendung doch selber finde: „Nichtmuslime und Muslime“… Es ist sogar
erbärmlich, dass wir im 21. Jahrhundert in Deutschland und auch an vielen
anderen Orten nicht darüber hinaus sind. Im Mikrokosmos scheint es, als wären
wir hinaus. Aber bei jedem tiefsinnigen ehrlichen Gespräch merke ich, dass das
nicht der Fall ist. In jedem solch einem Gespräch stecken diejenigen Gedanken,
welche die Medien vermitteln. Als gebe es sonst keine Wahrheit, als nur die
halben bzw. subjektiven Wahrheiten der Journalisten und Publizisten. An solchen
sollte es und darf es selbstverständlich nicht fehlen. Jedoch braucht diese
Welt an vielmehr Toleranz. An viel mehr gegenseitiges Verständnis. An viel mehr
Liebe. An viel mehr Geborgenheit…
Und
ich merke nun wieder einmal:
Kein
Kriegen, kein Töten, kein Leid kommt von Gott. Alles nur Resultate menschlichen
Versagens. Nicht mehr. Und nicht weniger.