Mittwoch, 21. August 2013

Ägypten ’13, die Zeit nach dem Putsch durch Sisi



Aufruf zur Besinnung II –

(Foto: nationalflaggen.de)

Erneut verhindern einseitige Berichterstattung oder diesmal eine schweigsame und aus Voreingenommnenheit zurückhaltende Berichterstattung dringend die nötige und nüchterne Aufarbeitung der Weltgeschehnisse wie das jüngste in Ägypten. Aber nur sie kann einem Demokratisierungsprozess auch in Ländern wie Ägypten helfen. Wenn wir diesen überhaupt möchten. 

Wieder einmal steht die Welt vor Schwarz und Weiß. Es geht nun um Ägypten, in welchem es einen Bürgerkrieg gibt. Mursi wurde gestürzt, Sisi und das Militär übernahmen die Macht in Ägypten. Es sieht so aus, als wären alle, die gegen den Militärputsch sind, für Mursi und damit pro Muslimbrüderschaft. Genauso sieht es so aus, als wären alle Gegner der Muslimbrüderschaft und Anhänger Sisis auch gleichzeitig pro Militärputsch. Hier gehen viele Begriffe ineinander über, müssen aber über keinen kausalen Zusammenhang verfügen.
Wenn jemand gegen Mursi und die Muslimbrüder ist, dann ist sie das, weil sie glaubt, dass das Terroristen sind, die nicht den Islam oder die Muslime im Gesamten repräsentieren.
Wenn jemand anderer der Meinung ist, dass ein Militärputsch nicht dadurch legitimiert werden kann, indem es umbenannt wird in Revolution plus Unterstützung des ägyptischen Militärs, dann ist das, weil sie glaubt, dass das Militär nicht innerhalb einer demokratisch gewählten Regierung zu regieren hat.

Dilemma des Westen bei der Ägyptenfrage 2013
Genau vor diesem Dilemma sehe sich auch der „Westen“. Deswegen greift sie weder ein, noch hält sie sich ganz zurück. Und das macht alle wütend und stellt niemanden zufrieden.
Weder die Befürworter Mursis sind vom Verhalten des Westens zufrieden, weil sie es nicht verstehen können, wie es sein kann, dass nicht eingegriffen wird und kein Aufstand gemacht wird, wenn zunächst ein undemokratischer Putsch von statten läuft und daraufhin Hunderte bis Tausende Zivilisten von Putschisten getötet werden.
Noch die Befürworter Sisis können es verstehen, wenn der Westen die in ihren Augen terroristischen Muslimbrüdern mit Waffen füttern.
Doch wenn das Massaker des ägyptischen Militärjuntas beschönigt wird, um die „moralische Berechtigung“ eines westlichen Angriffs auf den Islam zu behaupten, dann ist das nicht mehr gerechtfertigt.
Bei einem Angriff auf „den“ Islam,  sieht es punktuell so aus, als wäre dieser Angriff zwar nicht unbedingt auf „den“ Islam und nur „auf einen Teil der Muslime“ aber im Gesamten und im Nachhinein wird es so aussehen, als wäre es eben schon auf „den“ Islam und „die“ Muslime. Das ist weder den eigenen „westlichen“ Werten entsprechend, noch im Sinne derjenigen Muslime, für die sich der Westen zu solidarisieren scheint.
Gott, die höhere Gewalt oder der fehlbare Menschenverstand bewahre vor einer Verteidigung von ungerechtem Handeln, wenn es nur aus dem Bestreben, die „eigene Sache“ um zehn Ecken legitimieren zu wollen, resultiert.
Etwas genauer: Bewahre mich Gott vor dem Verneinen des Militäreingriffs, wenn es nur und nur deshalb ist, um eigentlich jeglichen Putschversuch der türkischen Regierung zu kritisieren. 

Erfolgreicher Putsch gegen demokratisch gewählten Hitler wäre auch wünschenswert
Egal ob in Ägypten, in der Türkei oder in Deutschland. Ich sehe es als Pflicht eines jeden demokratischen Bürgers, sich gegen einen Militärputsch zu stellen. Vor allem, weil wir schon lange keine Welt mehr sind, die sich bewusst ist, dass ein Putsch zu Hitlers Zeiten sogar mehr als nur wünschenswert gewesen wäre. Denn Hitler kam ebenso demokratisch an die Macht. Doch ich erwarte von uns Menschen, die in einer Welt, die ich keineswegs für „besser“ als die Welt in den 1930ern halte, dennoch eine Lehre aus den Geschehnissen der 30er Lehren ziehen zu können.  Wenn Hitler die Lücken im Gesetz damals zu nutzen konnte, um letztendlich die alleinige macht über alle zu erhalten und somit zum Diktator zu werden, dann muss das kein Mursi können, dann muss das auch in der heutigen eben auch kein Erdogan können! So halte ich es für allzu wichtig und auch überaus möglich, hierbei klaren Kopf zu behalten und andere Mittel zu nutzen, als jeglichen Putsch zu unterstützen. 

Demokratie in Äypten – unvereinbar? Ungewollt?
Außer man ist der Meinung, dass es an keiner Demokratie nötig ist, da diese Länder wie Ägypten sowieso keine Demokratie zu leben möchten und wüssten. Aber dann müsste man den Namen der ganzen Diskussion des Westens über den Osten ändern. Dann ginge es nicht mehr darum, die Demokratie zu etablieren, sondern ein anderes, vom „Westen“ anerkanntes System zu finden, dass der Osten zu verwirklichen kann.
Friedenstaube Ohren
Gott/HG/Menschenverstand bewahre uns vor bewusster oder unbewusster Parteiergreifung ungerechten Handelns. Siege die Gerechtigkeit für alle. Siege das Wohl aller. Nicht nur der Nichtmuslime. Aber auch nicht nur der Muslime. Sondern aller Bewohnerinnen und Bewohner der Welt. Wie unsinnig ich diese Aufteilung überhaupt während ihrer Verwendung doch selber finde: „Nichtmuslime und Muslime“… Es ist sogar erbärmlich, dass wir im 21. Jahrhundert in Deutschland und auch an vielen anderen Orten nicht darüber hinaus sind. Im Mikrokosmos scheint es, als wären wir hinaus. Aber bei jedem tiefsinnigen ehrlichen Gespräch merke ich, dass das nicht der Fall ist. In jedem solch einem Gespräch stecken diejenigen Gedanken, welche die Medien vermitteln. Als gebe es sonst keine Wahrheit, als nur die halben bzw. subjektiven Wahrheiten der Journalisten und Publizisten. An solchen sollte es und darf es selbstverständlich nicht fehlen. Jedoch braucht diese Welt an vielmehr Toleranz. An viel mehr gegenseitiges Verständnis. An viel mehr Liebe. An viel mehr Geborgenheit…
Und ich merke nun wieder einmal:
Kein Kriegen, kein Töten, kein Leid kommt von Gott. Alles nur Resultate menschlichen Versagens. Nicht mehr. Und nicht weniger.

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Schwäbische Alb, Baden-Württemberg, Germany
undhiertrifftmanaufundnocheinentropfen aus dem ozean. einen tropfen guter ernte. einen tropfen für das löschen des feuers. einen tropfen wahrheit. einen tropfen hoffung. einen tropfen klarheit.