Montag, 26. August 2013

Warum die Revolution in Ägypten funktionierte und die Revolution in Syrien nicht

In beiden Fällen spielt das Militär eine große Rolle. In Syrien schaffte Assad es, das Militär für sich zu gewinnen. Denn Assad ist Alawite und im Militär gebe es auch viele Alawiten, deren Existenz bedroht sei, falls sie Sunniten überlassen werden. Genauso sei es für diese nicht allzu problemhaft, Revolutionäre aus dem Volk umzubringen. Denn das seien ja keine eigenen Leute. Deswegen scheitere die Revolution auch in den Maßen. Und keiner der Westmächte greife ein, denn sie müssen ihre Beziehungen mit dem Militär der Länder im Nahen Osten aufrecht erhalten.
Im Falle eines Konflikts mit Israel oder Ähnlichem sei es so, dass die Westmächte die Befugnis haben, am selben Tag des Konflikts noch rüber zu fliegen. Die Flugwege gehen ja auch über die arabischen Länder. Und damit diese Wege gesichert bleiben, müssen die Beziehungen vom Westen zum östlichen Militär gesichert sein. Hier als Beispiel ein Artikel, warum die Usa das ägyptische Militär brauchen: "Warum die USA das ägyptsiche Militär brauchen" (Die ZEIT) 

Aufstände gegen Mubarak
In Ägypten konnte das Militär gegen die Revolution gegen Mubarak nicht eingreifen. Denn die Revolutionären sind ähnlicher Gesinnung (meistens säkular, und als eher liberal eingestuft) wie die Leute im Militär. Und da das ägyptische Militär nicht die eigenen Leute umbringen wollte, griff es nicht ein. Die Revolution gelang und es wurden demokratische Wahlen eingeführt.

Empörung über Wahl Mursis von den Muslimbrüdern und Putsch Mursis 
Das ägyptische Militär dachte auch, dass bei einer demokratischen Wahl, sie selber gewählt werden.
https://fbstatic-a.akamaihd.net/rsrc.php/v2/y4/r/-PAXP-deijE.gifAls die Muslimbrüder gewählt wurden, begannen erneut Proteste.
Dann half das Militär, dass Mursi gestürzt wird.

Proteste gegen Putschisten Sisi und gewaltsames Niederschlagen der Protestierenden
Und danach begannen Proteste gegen Sisi und das Militär.
Und diese letzten Proteste konnten ohne Probleme niedergeschlagen werden. Denn sowohl das Militär als auch die ursprünglich gegen Mubarak Protestiertenden waren und sind keine Anhänger der Muslimbruderschaft
Und sehen die Muslimbrüder als Extremisten. Da die Muslimbrüder als Extremisten gesehen werden, war und ist es hier kein Problem diese zu töten.
Anti-Muslimbrüder möchten keine islamische Regierung und keine Politisierung des Islams.
Aber sagen, dass die Muslimbrüder den Islam politiseren, deswegen extrem werden und egal wie an der Macht bleiben möchten.
Jetzt kann man sagen, ja gut, abe die Muslimbrüder wurden demokratisch gewählt.
Der Grund für die Mehrheit, die sie erzielten, ist, dass die Muslimbrüder seit Jahrzehnten Werbung macht und Aufklärung im Volk. Im Untergrund sozusagen.
So halfen die Muslimbrüder bei der ersten Revolution gegen Mubarak mit. Aber werden nun als Gegner aller Verlierer gesehen: 
Gegner der Muslimbrüder im Land selber
Vom Militär 
Von den Liberalen
Von den Linken 
Selbst von den Salafisten

Denn jetzt geht es nur noch darum, sich mit denjenigen zu verbünden, mit dem man gemeinsamen Feind hat.
Obwohl die Salafisten sich den Muslimbrüdern näher sehen, verbünden sie sich mit dem Militär.
Es geht bei vielen nur um Macht.
Dann, nicht zu vergessen, spielen die Interessen der Außenmächte natürlich eine sehr große Rolle. Sie greifen dann ein, wenn es in ihrem Interesse liegt, dass eingegriffen wird. Und andersrum nicht.
Und daher die Komplexität der ganzen Geschichte.
Die ganze Komplexität liegt in dem Bestreben nach Macht, einige viele sicherlich unschuldige Geister hier von ausgenommen.

Unterstützung Amerikas an Muslimbrüder oder an das ägyptische Militär
 
Ob Amerika die Muslimbrüder unterstützt oder nicht, hat auch nicht unbedingt die größte Relevanz. Denn egal wie, verhältnismäßig sterben mehr Personen, die das jüngste Geschehen in Ägypten als Putsch bezeichnen und gegen den Eingriff des Militärs sind, als andersrum. Aber das ist ja auch klar, denn das Militär hat waffentechnisch auch viel mehr Möglichkeiten, gewaltsam vorzugehen.

Ich wünschte, dass das Ganze aufhört, und die Mächtigen sich zusammensetzen und sich diplomatisch auf eine Lösung einigen... Eine andere Lösung wird es und kann es nicht geben.

Gute Seiten hat das Ganze auch
Das erste Mal wird klar, dass die arab. Länder von Rlevenaz für das Weltgeschehen immer waren und auf jeden FAll sind. Es werden die Konstellationen klar, wer mit wem zusamen arbeitet. Wer mit welchen Interessen an diese Konflikte rangeht.
Vorher war das noch nie so offiziell klar.
Und genau so ist es gut, dass sich da was rührt, und sich Stimmen erheben.
Und es wird auch klarr, dass es nicht DEN Islam gibt. Die Heterogenität wird sichtbar. Und das ist Realität und von großer Bedeutung, differenzierter auch den einen Islam ranzugehen, wen man weiß, dass es gar nicht DEN Islam gibt. 

Schade, dass dies so viele Menschenleben kosten muss. Aber man muss konstruktiv positive Bilanzen ziehen, damit das Leben weiter gehen kann. Und: Gott ist der Gerechte. Gott wird die Guten belohnen und die Schlechten bestrafen.  Das mindert das Leid und erhöht das Bestreben danach gerecht zu handeln. Bzw. das eigene Handeln und sogar Denken zu überdenken – der Gerechtigkeit wegen, der Menschheit willen, für  das eigene Wohl. In diesem Kontext ist es auch nicht schlecht, egoistisch zu sein. Denn so werden die, die unbedingt eine Belohnung bekommen möchten angespornt, Gutes auf Erden zu tun
Es ist dennoch ganz klar, dass es ein Putsch war und man aus moralisch ethischen Gründen hinter Mursi stehen. Denn er wurde demokratisch gewählt. Und man hätte anderweitig Zeichen setzen müssen, um ihm klar zu machen, dass er demokratisch zu handeln hat, man ihn sonst absetzen lässt bzw. absetzt. Ich bin gegen die Macht des Militärs in solch undemokratischem Maße. Und gegen Putschisten.  Für die Demokratie. Denn Demokratie und Islam sind vereinbar. So wie Hüseyin Gülerce es beschreibt:

„Eine Demokratie, die mit meiner muslimischen Identität nicht kollidiert, stelle ich mir folgendermaßen vor:

Die Demokratie, also der demokratische Säkularismus, wird als eine Basis der Versöhnung zwischen allen Bürgern angesehen, egal ob gläubig oder ungläubig. Man lernt, mit den Differenzen zu leben und akzeptiert diese wirklich als eine Bereicherung. Da keiner sich selbst gegenüber den anderen als überlegen betrachtet, wird niemand ausgeschlossen.

Man bevorzugt es, genauso ein Mensch wie die anderen zu sein und ein Mensch zu bleiben. Man macht sich nicht zum Sklaven von Erwartungen und denkt auch nicht daran, die Menschen zu unterdrücken.
(…)

(...) Einigen wir uns darauf, dass zwischen Republik und Demokratie, dem Islam, der islamischen Denkweise und der Praxis des Islam keine Unvereinbarkeiten bestehen! Setzen wir uns dafür ein, dass die Spannung und Polarisierung, welche wir erleben, durch die Demokratie überwunden werden kann! Glauben wir daran, dass, wenn die Regierenden in der Türkei demokratisch vorgehen, wir jegliche Unwägbarkeiten bewältigen können! Sehen wir den Islam zur Demokratie und die Demokratie zum Islam nicht als Gegensatz an. Lassen wir allerdings auch nicht außer Betracht, dass der Islam eine göttliche und himmlische Religion und die Demokratie eine von Menschen entwickelte Form der Regierung ist." 

(Hüseyin Gülerce, Quelle: Kann man ein muslimischer Demokrat sein?)

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undhiertrifftmanaufundnocheinentropfen aus dem ozean. einen tropfen guter ernte. einen tropfen für das löschen des feuers. einen tropfen wahrheit. einen tropfen hoffung. einen tropfen klarheit.